"Rette dein Geld" von Andre G. Schulz
Mein Feedback zum Buch
Also eines kann ich schon mal vorweg verraten. So ein Finanzbuch habe ich tatsächlich noch nicht gelesen. Es sticht aus der Masse hervor. Und selbst jetzt kann ich noch nicht final sagen, ob ich das Buch gut oder schlecht finden soll.
Auf der einen Seite spricht der Autor spannende Themen an und auf der Gegenseite widersprechen einige seiner Empfehlungen meiner finanziellen Grundüberzeugungen. Doch mehr dazu gleich.
Inhaltsverzeichnis
1. Mein Bewertungssystem und die Bewertung zum Buch
Jedes Buch bewerte ich mit folgenden vier Kriterien:
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Unterhaltung: Es wird bewertet, wie gut die sachlichen Informationen in einer unterhaltsamen Geschichte eingebaut sind.
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Informationsgehalt: Es wird bewertet wie detailliert die sachlichen Informationen sind und wie gut sich diese in der Praxis umsetzen lassen.
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Verständlichkeit: Es wird bewertet, ob die sachlichen Informationen dem Leser einfach und nachvollziehbar erklärt werden, so dass es ein Einsteiger verstehen würde.
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Preis: Es wird bewertet, ob der Preis gegenüber dem Inhalt gerechtfertigt ist.
Meine persönliche Bewertung zum Buch:
2. Der Aufbau
Das Buch besteht aus 285 Seiten, zehn Kapiteln und zu jedem Kapitel erhält man vom Autor 10 Tipps, also insgesamt 100 Tipps, wie man sein „Geld retten kann“.
Unteranderem geht der Autor auf folgenden Themen ein:
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Kapitel 1: Zehn Tipps zu Finanzweisheiten
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Kapitel 2: Zehn Tipps zu Finanzexpert*innen
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Kapitel 3: Zehn Tipps zur Finanzwelt
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Kapitel 4: Zehn Tipps zu Finanzberater*innen
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Kapitel 5: Zehn Tipps zu Finanzprodukten
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Kapitel 6: Zehn Tipps zu Geldanlagen und Sparverträgen
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Kapitel 7: Zehn Tipps zu Versicherungen
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Kapitel 8: Zehn Tipps zu Hilfreiche Finanzprodukte
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Kapitel 9: Zehn Tipps zum Crash-Schutz
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Kapitel 10: Zehn Tipps zu alternativen Finanzprodukten
Liest man sich das Inhaltsverzeichnis aufmerksam durch, dann klingt dieses Buch sehr vielversprechend. Es sind alle wichtigen Finanzthemen dabei, über die man sich einmal informiert haben sollte.
Die Vorfreude aufs Lesen war bei mir auf jeden Fall vorhanden, lange gehalten hat sie aber leider nicht.
3. Bewertungskriterium 1: Unterhaltung
Der Schreibstil war eher sachlich und hier und da wurden auch bildhafte Vergleiche mit eingebaut. Das hat mir ganz gut gefallen, auch wenn nicht alle Vergleiche meiner Meinung nach zu 100% passend waren.
Ansonsten hat der Autor ganz deutlich seine Meinung zum Finanzsystem geäußert. Der Grund, weshalb ich bei der Kategorie „Unterhaltung“ nur 2 von 5 Sterne vergeben habe, liegt ganz einfach daran, dass ich einige seiner Empfehlungen absolut nicht unterstützen kann und ich während dem Lesen deshalb mehrmals meine Begeisterung für das Buch verloren habe.
Die verbliebenen zwei Sterne gibt es dafür, weil der Autor mich mit manchen Fragen doch sehr zum Nachdenken angeregt hat. Er hat Themen angesprochen, die ich jetzt im Nachhinein doch in vielen Finanzbüchern vermisse. Mehr dazu später.
4. Bewertungskriterium 2: Informationsgehalt
Was den Inhalt angeht, habe ich sehr gemischte Gefühle. Der Autor hat eine komplett gegensätzliche Sichtweise zu den allgemeinen Finanzthemen, wie man es in der Regel im Internet liest und von vielen Finanzberatern, Coaches und Finanzbloggern empfohlen bekommt.
Auf der einen Seite fand ich es gut, es hat mich selbst an manchen Stellen stark zum Nachdenken angeregt. Auf der anderen Seite hatte ich nach einer gewissen Zeit immer mehr das Gefühl, als möchte der Autor einfach zu jeder gängigen Meinung eine Gegenmeinung erzwingen bzw. eine Gegenempfehlung abgeben.
Und dabei arbeitet der Autor sehr gerne mit dem Argument, dass keiner am Finanzmarkt eine Glaskugel besitzt und deshalb niemand vorhersagen kann, wie sich ein Kurs bzw. die Zukunft entwickeln wird.
Die Aussage ist natürlich vollkommen richtig. Soll ich mich aber jetzt aus Angst nur noch daheim verkriechen, weil mich jederzeit ein Auto überfahren könnte, wenn ich das Haus verlasse?
Nur weil man eine Entwicklung nicht vorsehen kann, ist es für mich noch kein Grund an der Börse nicht aktiv zu sein.
5. Meine Kritik zum Buch
Es gibt vier weitere Punkte die mir sehr negativ aufgestoßen sind. Im Folgenden möchte ich kurz darauf eingehen:
Der Autor schreibt „Finger weg von Aktien-Indexfonds (ETFs)“. Das ganze begründet er folgendermaßen:
Also erst einmal ist ein ETF, der einen Index abbildet, nicht „starr“. In einem Index kann es zu Änderungen kommen. Z.B.der DAX wird zweimal jährlich aktualisiert, sprich Unternehmen können bei nicht ausreichender Perfomance durch andere "erfolgreichere" Unternehmen ausgetauscht werden.
Zweites befindet man sich an der Börse gefühlt permanent in unsicheren Zeiten. Die Medien finden immer einen Grund, weshalb man gerade jetzt nicht in Aktien investieren sollte.
Leider ist es für mich nicht nachvollziehbar weshalb der Autor gegen eine „Long-Only-Strategie“ ist. Auch wenn die Zeiten „hochflexibel“ sind und das zu stärker schwankenden Kursen führt, kommt es einem langfristigen Investor zu gut. Es gibt Studien, die zeigen, dass größere Kursschwankungen in Kombination mit einem Sparplan zu höheren Renditen (Gewinne) führen.
Interessanterweise widerspricht sich der Autor an einer anderen Stelle im Buch. Für das neugeborene Kind kann man sich wiederum doch überlegen einen Aktien-ETF-Sparplan einzurichten und darauf „hoffen“, dass es bis zum 18. Lebensjahr einen Gewinn verzeichnet.
Kurz gesagt, widerspreche ich dem Autor. Ich bin der Meinung jeder sollten einen Teil von seinem monatlichen Einkommen in einen ETF-Sparplan anlegen! Lässt man dagegen sein Geld nur auf dem Girokonto liegen hat man schon verloren, in Anbetracht der immer währenden Inflation und den Kontoführungsgebühren.
Der Autor rät auch: „Finger weg von Berufsunfähigkeitsversicherungen“
Auch diesem Rat schaue ich sehr kritisch entgegen. Ich stimme dem Autor zu, dass man sich nicht überversichern sollte und die Versicherungsgesellschaft nicht unser Freund ist und stattdessen den maximalen Gewinn erwirtschaften möchte.
Um so wichtiger ist es bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, dass man den Gesundheitsfragebogen vollständig und wahrheitsgemäß beantwortet, um etwaige Diskussionen und Streitigkeiten mit der Versicherungsgesellschaft im Ernstfall zu entgehen.
Ich finde es sehr verantwortungslos, wenn man seine Arbeitskraft nicht absichert. Auf den Staat und die Erwerbsminderungsrente ist leider kein Verlass!
Die Frage ist jetzt, kommt es doch zur Berufsunfähigkeit, wie soll es dann finanziell für einen selbst und noch schlimmer für die eigene Familie weiter gehen?
Außerdem stellt sich mir folgende Frage. Da der Autor bereits seit mehreren Jahren als erfolgreicher Berater für Banken tätig war, würde es mich nicht wundern, wenn er finanziell ausgesorgt hat.
Falls dem so ist, hat für den Autor eine kostenintensive Berufsunfähigkeitsversicherung natürlich keine große Bedeutung.
Sollte er nämlich berufsunfähig werden, wird seine Familie vermutlich keine finanziellen Sorgen oder Engpässe haben.
Ja es gibt bei der Berufsunfähigkeitsversicherung mehrere Stolpersteine, deshalb sollte man auch bei dieser Versicherung keinen Alleingang vornehmen, sondern auf einen kompetenten Berater setzen.
Der Autor rät auch zum Kauf von einem Eigenheim.
Er greift die spannende Frage auf „Mieten oder Kaufen“. Während ich dir empfehlen würde eine Mietwohnung zu bevorzugen, steht der Autor, wer hätte es gedacht auf der Seite der Eigenheimbesitzer.
Laut Autor gibt es vier Punkte die man beachten sollte, damit das „Hausglück nicht zum Unglück wird“:
Betrachtet man die aktuelle Immobiliensituation, dann widersprechen sich für mich Punk 1 und 2. Günstige Immobilien wird man vermutlich nur noch auf dem Land finden, was i.d.R. bedeutet, dass die Immobilie nicht wirklich an Wert gewinnen wird.
Oder die Immobilie ist so baufällig, dass man sie am besten abreißt und wieder neu aufbaut. Was zusätzlich ein halbes Vermögen kostet.
Kurz gesagt bin ich sehr pessimistisch, dass man momentan eine Immobilie findet, die alle vier Punkte erfüllt. In meinen Augen handelt es sich also eher um ein Wunschdenken.
Doch den größten Widerspruch muss ich bei folgender Aussage einlegen:
Dieses Argument trifft tatsächlichen in sehr vielen Fällen nicht zu. Leider gibt es bei uns in Deutschland etliche Immobilienmillionäre, die zwar ein Eigenheim besitzen, keine Miete bezahlen müssen und trotzdem nicht genug Geld für das tägliche Leben besitzen.
Der Grund ist einfach, die Rente und die sonstigen Ersparnisse reichen nicht aus. Weil der Großteil vom monatlichen Einkommen direkt in die eigene vier Wände geflossen ist, anstatt es in lukrativere Anlagen zu investieren.
Ein Eigenheim ist in meinen Augen ein Geldfresser, es handelt sich um ein Luxusobjekt und ganz klar um keine Altersvorsorge. Ich könnte an dieser Stelle einen Roman über das Thema „Mieten oder Kaufen“ schreiben und ja es gibt noch mehr Punkte, wo ich dem Autor gerne widersprechen möchte, warum ein Eigenheim in den meisten Fällen eine schlechte Entscheidung ist. Aber das würde das Ziel von diesem Artikel verfehlen.
Abschließend möchte ich noch eines erwähnen:
Ja es gibt Ausnahmen in denen ein Eigenheim lukrativer als Mieten sein kann. Doch bevor man zu voreilig sich für das Eigenheim entscheidet, sollte man mit Hilfe von einem Mieten oder Kaufen - Rechner überprüfen, ob Kaufen wirklich finanziell die richtige Entscheidung ist.
Empfehlen kann ich folgender Rechner:
Kommen wir zum letzten Punkt, den ich kritisieren möchten, nämlich Arbeiten in der Rente. Der Autor empfiehlt z.B. folgendes:
Auch von dieser Empfehlung halte ich überhaupt nichts. Der Autor begründet diesen Vorschlag damit, dass man weiterhin soziale Kontakte pflegt und dadurch fitter und gesünder bleibt.
Ganz ehrlich, da fallen mir tausend andere Möglichkeiten ein diese Ziele ohne Arbeit zu erreichen! In meiner Vorstellung gibt es nichts schlimmeres, als im Rentenalter feststellen zu müssen, dass man weiterhin auf einen Nebenjob angewiesen ist. Für jeden muss auch der Zeitpunkt kommen, an dem man sagen darf: „Jetzt muss ich nicht mehr arbeiten, um meinen Unterhalt bezahlen zu können.“
Versteh mich bitte richtig, wenn du in deiner Rente weiterhin arbeiten möchtest, weil es dir Spaß macht, ist das vollkommen in Ordnung. Der Grund sollte aber nicht sein, damit du genug Geld hast, um gerade so deinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Denn das führt automatisch zu einem negativen Gefühl und einem Zwang, den man in seiner Rente nicht mehr haben sollte.
In einer immer unsicherer werdenden (Finanz-) Welt ist der Ansatz eines groß angelegten starr gehaltenen >>Aktien-Korbes<< und einer >>Long-Only-Strategie<< bei der man alles einfach auf lange Sicht hält und wie auf Schienen fährt, schlichtweg überholt. Passives Investieren in hochflexiblen Zeiten wie Zugfahren auf dem Meehr: Nicht zu empfehlen.
Quelle: Rette dein Geld von Andre G. Schulz S.172
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„Haus und Grundstück sollten möglichst preiswert sein“
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„Haus und Grundstück sollten sich in einer werthaltenden Lage befinden“
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„Nehmen Sie so wenig Immobilienkredit auf wie möglich“
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„Das Wunsch-Plus: Die eigene Immobilie kann sogar Geld verdienen!“
Quelle: Rette dein Geld von Andre G. Schulz S. 229 - 231
„In diesem Fall ist ein abbezahltes Haus auch rechnerisch eine gute Form der Altersvorsorge, weil Sie mietfrei leben und mehr Geld zum Leben überhaben.“
Quelle: Rette dein Geld von Andre G. Schulz S. 230
„Erhöhen Sie Ihre Einnahmen, wenn ihre Rente und Ihr Vermögen nicht ausreichen!
Es klingt einfacher, als es für manche (vorstellbar) ist, aber dennoch ist ein Mehr an Geld möglich. Wie dies vor allem im Alter gelingen kann? Warum nicht mit einem Mini-Job?!“
Quelle: Rette dein Geld von Andre G. Schulz S. 230
6. Mein positives Feedback zum Buch
Nun ist es aber gut mit der Kritik, jetzt möchte ich mich den positiven Aspekten widmen. Denn neben den vielen Empfehlungen vom Autor, die ich nicht unterstützen kann, spricht er trotzdem ein sehr wichtiges Thema an, was gleichzeitig auch die Kernmessage von diesem Buch ist:
Und genau diesen Punkt vermisse ich in vielen anderen Finanzbüchern. Sich tiefergehende Gedanken über seine finanzielle Ziele zu machen. Z.B. sollte jeder den Mut haben sich folgende Frage zu stellen:
„Wie viel Geld brauche ich wirklich und wann ist genug?“
Vor allem für die Menschen, die bereits sehr viel Geld gespart haben, kann dieses Buch eine große Hilfe sein. In diesem Fall sollte man sich mal die Frage stellen, muss man wirklich immer noch mehr sparen, noch mehr Geld zurücklegen oder ist es jetzt an der Zeit, mehr in sein EINZIGES Leben zu investieren?
Oder anstatt einen weiteren Sparplan für das eigene Kind/Enkelkind anzulegen, kann man sich auch die Frage stellen, wie kann ich mein Kind/Enkelkind jetzt finanziell unterstützen?
Das waren unteranderem Fragen, die mich persönlich stark zum Nachdenken angeregt haben und trotz der vielen Kritik, das Buch doch in gewisser Weise lesenswert gemacht haben.
Der Autor zeigt eine andere Denkweise über das Sparen/Investieren auf, die jeder Investor auch mal für sich selbst betrachten sollte.
Lebe mehr im hier und jetzt und genieße dein endliches Leben.
7. Bewertungskriterium 3: Verständlichkeit
Das Buch war nicht schwer zu lesen, der Autor hat sich einer einfachen und verständlichen Sprache bedient. Auch als Einsteiger wird man ihm weitestgehend folgen können. Gefühlt setzt der Autor trotzdem ein gewisses Grundwissen voraus, weshalb für Einsteiger nicht alle Themen klar nachvollziehbar sein dürfen. Deshalb gibt es zwei Sterne abzug.
8. Bewertungskriterium 4: Preis
Für Finanzeinsteiger ist dieses Buch nicht geeignet. Es werden meiner Meinung nach viele falsche finanziellen Empfehlungen gegeben. Aus diesem Grund sind 18€ für dieses Buch einfach zu viel. Es gibt zahlreiche andere Finanzbücher, die zum einen günstiger sind und zum anderen bessere Empfehlungen geben, wenn es darum gehen soll "sein Geld zu retten".
9. Mein Fazit
Meiner Meinung nach kann ich dieses Buch keinem Finanzeinsteiger empfehlen. Viele Tipps vom Autor können meiner Meinung nach verheerende finanzielle Folgen mit sich bringen.
Gerade als Einsteiger und wenn man finanziell noch auf wackligen Beinen steht, sollte das Ziel ganz klar sein, ein Vermögen aufzubauen. Natürlich darf man nicht vergessen, trotzdem weiterhin im hier und jetzt zu leben. Es spricht nichts dagegen auch einen Teil von seinem Einkommen für Träume, Ziele und Konsum auszugeben. Sowohl die Ausgaben wie auch die monatliche Sparrate müssen in einem gesunden Verhältnis stehen.
Hat man allerdings bereits ein größeres Vermögen angespart oder sich schon intensiver mit seinen Finanzen auseinandergesetzt, dann kann dieses Buch eine echte Bereicherung sein. Denn die kritische Fragen des Autors regen zum Nachdenken an und zeigen, dass man ab einem gewissen Punkt evtl. seine Sparquote lieber drosseln und wieder damit beginnen sollte, mehr in sein einzigartiges Leben zu investieren.
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